32. Kölner Talkgottesdienst

zu Gast: Dr. Monika Hauser, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von medica mondiale e.V.


Pfarrer Hans Mörtter wird im Gespräch sein mit Monika Hauser, Gynäkologin und Gründerin von medica mondiale. Gespräschsinhalt ist u.a. der Konsens: „Krieg ist immer ein Krieg gegen Frauen!“


Als Monika Hauser im Jahr 1992 von den Massenvergewaltigungen von Frauen und Mädchen während des Krieges in Bosnien hörte, war sie sehr wütend. Die Medien berichteten nicht nur nach ihrem Geschmack zu voyeuristisch darüber, ein Ende des Konfliktes war nicht abzusehen und Hilfe für diese Opfer war auch nicht in Sicht. Hauser hatte ihre Approbation als Ärztin in der Tasche und befand sich gerade in der Facharztausbildung zur Gynäkologin. Diese unterbrach sie, um in Bosnien mit gleichgesinnten Fachfrauen einen Ort zu gründen, in dem die betroffenen Frauen Schutz und Hilfe erhalten könnten. Ihr wurde allgemein davon abgeraten, die Lage sei zu unübersichtlich, es sei viel zu früh und der Krieg war noch nicht zu Ende. Trotzdem setzte sie es durch, dass im bosnischen Zenica ein Projekthaus eingerichtet wurde, in dem die Frauen medizinische und menschliche Betreuung erhielten.

Nach diesem Vorbild wurden in den Folgejahren Therapiezentren von medica mondiale e. V. u. a. in Afghanistan, Kosovo, Albanien, Liberia und in Kooperation mit Partnerorganisationen in der Demokratischen Republik Kongo, in Uganda und Israel gegründet. Sie setzen sich für Frauenrechte und die Prävention von sexualisierter Kriegsgewalt ein. Die Frauen und Mädchen erhalten Zugang zu trauma-sensibler medizinischer Versorgung, psychosozialer Beratung, Rechtshilfe sowie ökonomischer Existenzsicherung.

Es gibt viele Faktoren, die Gewaltverbrechen gegen Frauen begünstigen. Von den über 65 Millionen Flüchtlingen weltweit sind die Hälfte weiblich. Deswegen müssen die Fluchtursachen viel effektiver abgemildert werden, es gibt frauenfeindliche Strukturen, die der Aufklärung bedürfen. Aus diesem Grunde sind Einzelprojekte oft nicht nachhaltig, weil ein ganzheitlicher Ansatz vonnöten wäre, der sich an den Bedürfnissen der weiblichen Opfer richten sollte und strukturelle Änderungen auf politischer Ebene nötig macht, wie die Anpassung des Internationalen Strafrechts. Medica mondiale e. V. hat regionale Schwerpunkte, bildet Netzwerke, qualifiziert Fachkräfte und vieles mehr.

Monika Hauser hat ihr Leben der Unterstützung dieser Frauen gewidmet und viele Ehrungen dafür erhalten: 2008 den Alternativen Nobelpreis, 2011 wurde sie „Europäerin des Jahres“, 2012 folgte der Staatspreis des Landes NRW, 2017 die Paracelsus-Medaille, um nur einige zu nennen. Sie hat es geschafft, die Benutzung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe bewusster zu machen, die systematisch durchgeführt wird, um den Feind zu schwächen, indem die Gemeinschaft, vor allem aber die Stabilität der Frauen durch schwere körperliche und seelische Folgen nachhaltig zerstört wird. Gegen Frauen wird ein Krieg der eigenen Art aufgrund ihres Geschlechts geführt, was leider schon seit gewaltsamen Konflikten in der Antike Teil der Kriegsführung ist und damit auch noch entschuldigt wird. Medica mondiale e. V. arbeitet an der Bewusstmachung der Problematik.

Das Gespräch führt Pfarrer Hans Mörtter, der sich seit vielen Jahren für Geflüchtete, darunter auch Frauen, engagiert und auch die transgenerationale Weitergabe von Kriegstraumatisierung immer wieder thematisiert.


Fachbroschüre mit Grundsatzartikeln von medica mondiale
Webseite von medica mondiale
weitere Beiträge auf https://www.lutherkirche-koeln.de/monika-hauser.aspx

Foto: Lena Boehm

Unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften können jeweils 100 Besucher an den Veranstaltungen teilnehmen. Ihr benutzt natürlich einen Mundschutz auf dem gesamten Gelände, auf dem Sitzplatz könnt Ihr ihn abnehmen.
Die Bestuhlung in der Kirche und im Hof sind nummeriert, und es werden 4 Personen nebeneinander sitzen. Die Abstände der Bänke und Stuhlgruppen sind 1,5 m und diese sind damit geringer besetzt als die Verordnungen es erlauben. Bitte haltet auch 1,5 m Abstand auf allen Laufwegen und desinfiziert Eure Hände am Einlass. Füllt bitte die Formulare mit Euren Kontaktdaten aus und gebt sie zurück. Sie werden verschlossen und nach 4 Wochen vernichtet. Das hat bisher alles wunderbar geklappt! So können wir ein wenig Normalität und einen schönen Gottesdienst erleben!

Lutherkirche Südstadt:

Eventinfos

Datum: 20.09.2020
Beginn: 11:15 Uhr

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Preis AK: 0,00 €